Jakobsweg –  Tag 11- Von Col de Mont Sion nach Frangy

Jakobsweg – Tag 11- Von Col de Mont Sion nach Frangy

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Das war also meine erste Nacht in Frankreich voller Genüsse für den Körper und den Geist. Also aus diesem Bett aufstehen zu müssen ist echt nicht leicht, doch ich will ja weiter und Frühstück und ein Lunchpaket für den Weg kriege ich ja auch noch.

Was für ein Leben. Ich habe fast schon ein schlechtes Gewissen bei so viel Luxus.

Aber so wie ich das einschätzen kann, ist es damit eh bald vorbei. Ich befinde mich in einer recht ländlichen Gegend von Frankreich und der Reiseführer hat mich schon vorgewarnt, dass es bis von Neydens nach Frangy keine Einkaufsmöglichkeiten gibt.

Ich befinde mich auf der sogenannten Via Gebennessis,

die sich 350 Kilometer von Genf nach Le Puy-en-Velay zieht. Dabei geht es teilweise ganz schön bergauf und runter. Der höchste Punkt liegt bei ca. 1300 Metern. Im Moment befinde ich mich im Departement Haute-Savoie.

Na dann, let’s get it on!

Schon beim Losgehen treffe ich einen jungen Mann aus Bayern, der schon den ganzen Weg bis hierher gelaufen ist. Er ist schon Ende April losgelaufen und da hat es noch richtig viel geregnet und auf dem Arlbergpass lag noch Schnee und weil ihm seine Füße von den Blasen, die er sich gelaufen hatte, weh taten, ist er kurzerhand barfuß durch den Schnee. Seine Spuren haben dann zwei verirrten Frauen, die den Weg nicht fanden, weil die Markierungen eingeschneit waren, geleitet.

Später treffen wir noch auf Bernhard aus Burgau, der uns erzählt, dass er mit einem alten Fendt Traktor nach Mailand gefahren ist.

Das Tolle daran ist, dass er erzählt, dass es tatsächlich in Zeitungen stand und auch bei Vorstellungsgesprächen einen positiven Einfluss hatte, dass er das getan hat.

Ich stelle wieder fest, dass es viele interessante Menschen gibt und nicht wenige davon treffe ich immer wieder auf dem Jakobsweg. Mittags trennen sich dann unseres Wege wieder, da ich eine Pause brauche und ein bisschen im Schatten eines Baumes schlafen möchte.

Es macht mir nicht viel aus alleine zu laufen, weil ich dann mein eigenes Tempo gehen kann.

Am La Malpas geht es ordentlich rauf und ich komme ordentlich ins Schwitzen und grade solche

Passagen gehe ich lieber für mich. Vielleicht weil ich nicht möchte, dass jemand auf mich warten muss oder mich nicht blamieren möchte. Interessanter Gedanke.

In Frangy treffe ich vor dem Supermarkt Jonas wieder, der es sich auf einer Bank bequem gemacht hat. Ich habe ordentlich eingekauft, morgen ist schließlich Sonntag und ich hatte tierisch Hunger. Das verleitet mich oft dazu mehr zu kaufen, als ich brauche.

Jetzt lass ich es mir erst mal schmecken. Das habe ich mir redlich verdient.

Zusammen machen wir uns dann gegen Abend auf den Weg, um einen Schlafplatz für die Nacht zu suchen und genießen den schönen Sonnenuntergang von einem Hügel aus.

Es sieht wirklich wunderschön aus.

Nicht so schön ist, dass es anfängt zu donnern und zu blitzen und in der Ferne zu sehen ist, dass es heftig regnet.

Im Reiseführer steht, dass es im nächsten Ort ein Bushäuschen gibt und ich schlage vor, dort erst mal Unterschlupf zu suchen. Das tun wir dann auch, als wir es endlich finden. Es ist völlig von wildem Wein überwuchert und mit Holz vollgestapelt.

Wir machen uns so gut es geht bequem und weil es ein langer Tag war, versuchen wir ein bisschen zu schlafen.

Als das Wetter losbricht lieg Jonas auf dem Boden und ich auf einer alten dreckigen Bank. Es ist unglaublich was da in kürzester Zeit an Wasser vom Himmel fällt. Es hagelt sogar.

Die Straße verwandelt sich in einen kleinen Fluss und auf einmal springt Jonas auf und meint das Wasser käme von unten.

Er hat Recht es bilden sich überall Pfützen auf dem Boden und ein Rinnsal läuft Richtung Gully vor dem Häuschen.

Auch das Dach ist nicht dicht und wir ziehen Regenkleidung an und Jonas klettert auf den Holzstoß. Das Wasser steigt immer höher und es bildet sich ein kleiner See unter mir. Es scheint kein Ende in Sicht und an Schlaf ist nicht zu denken.

Dann feiern wir halt ne Party und packen alles an Essen aus was wir haben und hauen uns richtig den Magen voll und quatschen. Endlich hört der Regen doch fast auf und das Wasser wird weniger, hinter der Hütte quakt ein Frosch und wir atmen erleichtert auf.

Ich habe im Dorf ein leerstehendes Gebäude gesehen beim Vorbeigehen und dahin zieht es uns jetzt, hier können wir nicht schlafen und die Nacht ist noch lange. Es ist erst ein Uhr.

Das alte Gebäude ist echt gruselig und steht mitten im Dorf. Ich muss zugeben, dass ich ängstlich bin und alleine würde ich hier nicht schlafen wollen. Jonas der schon einiges hinter sich hat in der Richtung, da er wenig Geld hat und sich selten ein Zimmer leistet, meint das sei prima.

Und so liegen wir dann auf so schnell es geht auf den Isomatten und schlafen erleichtert ein.

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2 Antworten

  1. Bernhard Weindl

    Hi Tanja,

    Schade dass das unser einziger Tag war! Ich hätte mich noch gerne mit dir unterhalten! Hoffe du kommst gut an! Ich musste leider am 12.06.2015 wegen Ruckenproblemen abbrechen.

    Bon Camino auch an Jonas!

    • Hallo Bernd,

      ich habe noch oft an dich gedacht und an dein Abenteuer mit dem Traktor.
      Es ist schön zu wissen ,dass es so viele tolle Menschen da draussen gibt und ich das Glück habe einige davon kennenzulernen.
      Ich hoffe du kannst irgendwann auch weiterlaufen.

      Buen Camino
      Runa

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