#33.Tag – Der größte Fehler meines Lebens.

#33.Tag – Der größte Fehler meines Lebens.

Eingetragen bei: Jakobsweg | 0

Was würdest Du sagen, war dein größte Fehler, den Du in deinem Leben bisher begangen hast?

Ich muss ehrlich gestehen, dass ich viele Jahre in dem Glauben gelebt habe, die Welt und meine Mitmenschen schulden mir etwas. Meiner Meinung nach war ich ein ganz armes Schwein, dass vom Leben benachteilig wurde. Nichts von dem was ich hatte wusste ich auf Dauer zu schätzen und nie hatte ich genug.

Genau wie viele andere Menschen bin ich unbewusst in die Falle des „Habenwollens“ getappt. Ich wollte mehr als andere haben, mehr materielle Dinge und auch mehr Zuneigung und Anerkennung. Aus irgendeiner Ecke meines Verstandes kam diese Idee ich sei etwas ganz besonderes und hätte es verdient besser als alle um mich behandelt zu werden.

Ich habe mich jahrelang überhaupt nicht wohl und glücklich mit mir und meinem Leben gefühlt. Mein Glück war immer etwas, dass in einer fernen Zukunft lag und an Bedingungen geknüpft war. Wenn ich erst genug Geld hätte würde ich zufrieden sein, wenn ich den perfekten Mann gefunden hätte, wenn ich ein Kind hätte, wenn ich angesehen und erfolgreich wäre.

Was ich getan habe ist, ich wollte erst ein Ergebnis und dann etwas dafür tun.  So als würde die Musik erst dann anfangen zu spielen, wenn die Leute bereits tanzen.Heute kann ich herzhaft darüber lachen.

Und soll ich dir sagen was passiert ist?

Anstatt das zu bekommen was ich wollte verlor ich fast alles und das meine ich wirklich so. Ich hatte zum Schluß keine echten Freunde mehr, meine Familie war sehr reserviert, meine Beziehungen gescheitert, ich war pleite, ohne Wohnung, ohne Arbeit und körperlich und psychisch völlig am Ende.

So hatte ich mir das sicher nicht vorgestellt.

In dieser dunkelsten Stunde meines Lebens habe ich etwas gelernt und das heißt Demut. Ich begriff, dass es nicht nach meinem Willen geht und niemals wird. Ich erkannte, dass ich etwas geben musste, wenn ich etwas haben wollte und erfuhr wie heilsam es ist bedingungslos zu geben. Seit ich aufgehört habe anderen Menschen ständig die Taschen leeren zu wollen und mich darauf konzentriere was ich für sie tun kann, kommt das was ich brauche oft von ganz alleine. Ich hatte immer genug, ich habe es nur nicht gesehen. Das ist es was mich befreit hat, mir zu sagen:

Ich habe genug! Ich bin reich.

Ich habe angefangen dankbar zu sein für das was ich habe und nichts mehr als selbstverständlich genommen. Ich habe etwas dafür getan, dass Menschen in meinem Leben bleiben, ich war für sie da, habe ihnen geholfen, auch wenn ich nicht immer Zeit oder Lust hatte. Ich habe gelernt, dass ich nicht der Nabel der Welt bin. Ich habe erlebt und gefühlt wie schön es ist, wenn Menschen sich freuen und zu wissen, ich habe etwas damit zu tun. Da habe ich begriffen was damit gemeint ist, mit dem Spruch aus der Bibel ; Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. (Mt25)

Was ich für mich alleine tue ist mir nicht soviel wert wie das was ich für andere tun kann, denn es kommt doppelt und dreifach zu mir zurück, im Guten wie im Schlechten. Geben ist also seliger denn nehmen. Und ich gehe dabei nicht leer aus, im Gegenteil.

Dieses Ganze Wollen und wünschen hat über viele Jahre meine ganze Zeit und Energie in Anspruch genommen und am Ende ist nichts geblieben.

Es gibt dazu eine schöne Geschichte…

…die Mirsakarim Norbekov in seinem Buch Eselsweisheiten beschreibt.

Bei einem Rundgang durch seine Stadt, tritt dem jungen Kaiser ein zerlumpter Mönch entgegen, den er als seinen Vater erkennt. Der Sohn ist bestürzt über den erbärmlichen Zustand seines Vaters und fragt wie er ihm helfen kann. Dieser erwidert ihm es gehe ihm soweit gut und er habe eine Gelübde abgelegt, dass er nicht mehr annehmen könne als in seine Schale passe und mit ein paar Kupfermünzen wäre ihm schon geholfen. Der Kaiser befielt sofort seinen Dienern Gold zu bringen und die Schale damit zu füllen. Zum erstaunen aller verschwindet das Gold einfach und die Schale bleibt leer. Nachdem eine 40 Säcke Gold spurlos in der Schale verschwunden war, fragt der Sohn seinen Vater was es mit damit auf sich hätte und womit man sie füllen könne. Der Gefragte zeigt sich erleichtert und erfreut und erklärt ihm, dass er dieser Schale sein ganzes Leben, all seinen Besitz und seine Energie geopfert habe bevor er begriffen hatte, dass die Schale aus seinen Wünschen gemacht sei.

Was also bezeichne ich als den größten Fehler in meinem Leben?

Es ist ganz einfach. Nach dem Tod meiner Mutter, als mir klar wurde, dass sie wirklich niemals zurückkommt, hatte ich nur einen Wunsch, Ich wollte ihr noch einmal sagen wie sagen wie sehr ich sie liebe und wie dankbar ich ihr für alles bin was sie für mich getan hat und sie in den Arm nehmen.

Meine bittersten Stunden waren die in denen mir klar wurde wieviele Menschen mich geliebt haben und was sie für mich getan hatten und ich hatte es in meiner Überheblichkeit nicht erkannt!

Ich habe mir geschworen das wird mir nie mehr passieren und daran halte ich mich auch. Selbst wenn mir jemand sehr weh tut und mich schlecht behandelt, finde ich immer wieder die Kraft zu sagen: Ich liebe dich. Das tue ich entweder für mich oder auch direkt, wenn die Situation es erlaubt. Der Ärger oder der Schmerz gehen irgendwann vorbei. Das was zählt ist meine Liebe. Das habe ich schmerzhaft lernen müssen.

Ich wünsche dir, dass du dir erlaubst zu erkennen was für dich wirklich wichtig ist in Bezug auf dein Leben und deinen Mitmenschen.

Dein Herz ist frei, habe den Mut ihm zu folgen (Braveheart)

Ich wünsche dir eine schönen Sonntag, voller Liebe!

Deine Tanja

 

 

Hinterlasse einen Kommentar