Jakobsweg – Tag 5 – Fribourg nach Chavannes-sous-Orsonnes

Jakobsweg – Tag 5 – Fribourg nach Chavannes-sous-Orsonnes

Eingetragen bei: Jakobsweg | 1

Bonjour Frankreich! Bonjour zusammen.

Ab jetzt wird französisch gesprochen und geschrieben. Ich habe bestimmt schon ein paar Menschen mit meinem Sprachmix aus englisch, italienisch und rumänisch erfreut, sogar türkische Wörter sind mir schon eingefallen, wenn ich etwas nicht auf französisch sagen könnte. Ich hätte in der Schule doch besser aufpassen sollen.

Ich finde es fast ein bisschen schade, dass ich nicht mehr Zeit in Fribourg habe, denn die Altstadt ist wunderschön, mit schmalen Gässchen und schönen Brücken, aber das ist das los des Pilgers, es bleibt nicht viel Zeit überall zu verweilen, wo es schön ist.

Mir fällt mal wieder auf wie viele wunderbare Plätze es auf dieser Welt gibt und wie viel Freude ich daran habe sie zu entdecken.

In Fribourg wird überwiegend französisch gesprochen und obwohl sich meine Lehrerin sehr viel Mühe mit mir gegeben hat, bringe ich doch alles mit sämtlichen anderen Sprachen durcheinander, die ich auch nicht wirklich spreche. Dem Kellner antworte ich auf rumänisch, bine (gut) und der netten Dame, die so freundlich ist ein Bild von mir zu machen wünsche ich mittags einen Guten Abend.

Als ich etwas nicht verstehe und nachfragen will, rutscht mir ein türkisches: Ne demek? (Was haben sie gesagt?) heraus.

Im Türkischen gibt es ein Sprichwort, das soviel bedeutet wie, für jede Sprache, die du sprichst hast du ein weiteres Leben. Mir hat das schon immer gefallen und ich denke auch, dass ich Verständnis für Land und
Leute auch über die Eigenheiten der Sprache lernen kann.

Wie drücken wir uns aus? Wie sagen wir was wir denken und fühlen?

Und immer wieder aufschlussreich: Flüche.

Na ja das mit dem Bonjour wird immer besser, da heute am Sonntag auch viel Spaziergänger und Radler unterwegs sind und da habe ich genug Gelegenheit zu üben. Ich verlasse die Stadt und nehme mir vor eines Tages zurück zu kommen.

So führt mich der Weg weiter über die wunderschöne, alte St. Appoloniabrücke, die schon 1000 Jahre alt ist und ich bin versöhnt.

Es ist halt so, nur wenn du bereit bist etwas hinter dir zu lassen, kannst du etwas Neues sehen und erleben.

Über Viehweiden und durch den Wald geht es hinein nach Posieux. Dort finde ich mich erst nicht so ganz zurecht, bis ich auf eine Muschel aus Holz mit einem Hinweisschild für Gratisgetränke für Pilger stoße und mich erst mal gemütlich niederlasse.

Es tut so gut zu erfahren, dass es Menschen gibt, die bereit sind Fremden etwas zu geben ohne etwas dafür zu erwarten.

Und das ist kein Einzelfall, es gibt zahlreiche solche Plätze. Manchmal kostet es ein bisschen was, aber es stehen zahlreiche Getränke warm und kalt bereit und es gibt Sitzgelegenheiten und manchmal sogar ein Dach über dem Kopf, was besonders bei Regen ein Segen ist.

Ich weiß nicht wie es dir geht, vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, aber in den Nachrichten ob im Fernsehen, Radio oder der Zeitung ist meiner Meinung das Augenmerk oft auf das Negative gerichtet.

Ich persönlich bin der Meinung, dass ich niemandem helfe, wenn ich mir das reinziehe. Im Gegenteil, auf mich hinterlässt das oft den Eindruck, dass die Welt kein schöner Ort ist und ich mich vor anderen Menschen schützten muss.

So eine kleine Geste wie das bereitstellen von Getränken oder das kopieren und auslegen von Herbergslisten für Pilger erscheint mir ein wesentlich besserer Zeitvertreib.

Hast du dir schon mal überlegt, was du jeden Tag kleines aber feines für die Gemeinschaft tun kannst?

Sei es du sagst jemandem, dass er vergessen hat die Scheinwerfer am Auto auszumachen oder du hältst die Türe auf. Es muss ja nichts Großes sein.

Wie wäre es mit einem Lächeln oder einem freundlichen Wort? So einfach und doch so wirkungsvoll.

Ich freue mich über jeden mit dem ich sprechen kann und verteile mein Lächeln sehr großzügig und genauso kriege ich es zurück.

Lächle und die Welt lächelt zurück.

 

Fotos von heute – Diashow:

Diese Diashow benötigt JavaScript.

Eine Antwort

  1. Hallo Tanja,
    Hat mich gefreut Dich heute als „Friend of Karin“ kennenzulernen.
    Ich hoffe Dein Zelt ist wasserdicht oder Du bist wenigstens nicht in das Gewitter am Mont Sion gekommen.
    Falls Dir in Beaumont in der Gite mein Rother-Führer begegnen sollte, schreib mir mal zurück. irgendwo da muss ich ihn vergessen haben.
    Ich werde aber auch ohne überleben. Schließlich lernt man auf dem Weg auch Loszulassen ; – )
    Liebe Grüße und Buon Camino
    Matthias

Hinterlasse einen Kommentar