Jakobsweg – Tag 9 – Au revoir Swiss

Jakobsweg – Tag 9 – Au revoir Swiss

Eingetragen bei: Jakobsweg | 0

Heute ist mein letzter Tag in der Schweiz, ab morgen bin ich dann in Frankreich.

So langsam gewinne ich wieder Boden unter den Füßen und habe das Gefühl wieder, dass ich es doch bis Spanien schaffen könnte.

Ich bin heut Morgen echt kaum aus dem Bett gekommen, es war so gemütlich und ich habe mich so Wohlgefühls bei der netten Dame, die ursprünglich aus Amsterdam kommt und gut Deutsch spricht.

Es geht am Genfer See entlang und es ist paradiesisch schön.

Ich genieße die Aussicht mit jedem Atemzug. Ich halte auch so ein bisschen nach dem Mont Blanc Ausschau, den man von hier bei guter Sicht schon sehen können soll.

Leider ist es etwas diesig und ich halt umsonst Ausschau. Es ist so heiß und ich bin immer noch nicht richtig angekommen in einer für mich anderen Klimazone und mit dem Laufen habe ich auch so meine Probleme. Der See lädt außerdem geradezu ein zum Schiffchenfahren und ich kann und will nicht widerstehen.

Ich habe mich heute Morgen schon mit meiner Gastgeberin besprochen und so nehme ich zunächst den Zug nach Nyon. Dort kläre ich das zunächst mit der Unterkunft, die Erfahrung hat mich gelehrt am Genfer See vorausschauend zu sein.

Ich habe nach ein paar Anrufen Glück und werde an eine Dame aus Bayern verwiesen, die sich schon am Telefon als äußerst hilfsbereit entpuppt und mir genau erklärt wo ich hin muss.

Dann kann es ja losgehen mit dem Schiff von Nyon nach Yvoire und im Anschluss nach Genf.

Ich bin im Paradies gelandet, im Garten der fünf Sinne in Yvoire. Es ist der Schlossgarten, der so liebevoll gehegt und gepflegt wird. Der Eintrittspreis ist mit 12€ echt stolz, aber daran habe ich mich in dieser Region inzwischen gewöhnt.

Ich sitze gerade im Garten der Gerüche umgeben von den schönsten duftenden Rosen, Jasmin und Lilien. Bei den intensiven Duftnoten fällt es sicher nicht auf, wenn ich die Schuhe ausziehe und meinen geschundenen Füßen auch etwas Erholung und frische Luft gönne.

Neben mir plätschert ein Springbrunnen und um mich herum laufen echt kurios aussehende Hühner.

Yvoire ist wie ein Dorf aus einer Märchenwelt mit engen Gässchen und kleinen Läden.

Ich fühle mich um 100 Jahre in der Zeit zurückversetzt. Ich würde hier sofort blieben, wenn ich könnte, mir ein Burgfräulein-Kleid anziehen und glücklich bis an sende meiner Tage leben.

Zurück auf dem Schiff stelle ich erschrocken fest, dass mein Handy kaputt ist, es hat einen Sprung im Glas eine sogenannte Spiderweb-App.

Ich kann es nicht glauben und hoffe, dass es nur die Schutzfolien ist, aber es zeigt sich, dass es doch das Glas ist. Jetzt kommt die ganze Anspannung der letzten Tage zum Tragen und ich bin so frustriert, dass ich am liebsten nach Hause möchte.

Ich kann mir noch nicht einmal erklären wie es passiert ist.

Gedanken wie:

Warum passiert so etwas immer mir? Warum habe ich nicht besser aufgepasst und was habe ich falsch gemacht?

schießen mir durch den Kopf. Das kommt dir wahrscheinlich bekannt vor und du hast in einer ähnlichen Situation auch schon so oder so ähnlich gedacht.

Wenn es dir so geht wie mir, dann ist in Null- Komma-Nix die Laune im Keller. So fuhr ich also auf Genf zu und wer schon mal da war und gesehen hat was für ein überragendes Schauspiel die Wasserfontäne, der Jet d’Au im Genfer See ist, der kann vielleicht verstehen, was da mit mir geschah.

Ich wurde wütend und zwar auf den Quatsch, den mein Verstand versuchte mir einzureden und im Ergebnis mich schlecht zu fühlen.

Ärger ist eine starke Kraft und richtig gelenkt vermag sie Großes.

Es gibt ein Zitat: Der Streit ist der Vater aller Dinge. In meinem Fall, hat die Auseinandersetzung in meinem Kopf zwischen meinem konditionierten Verstand, der mich mit Schuldzuweisungen gequält hat und meinem Herz, das sich freuen wollte, dazu geführt, dass ich mir etwas geschworen habe:

„Ich werde nie wieder den Wert einer Sache über meinen eigenen stellen!“

Das heißt konkret, den Teufel werd‘ ich tun und mich selbst fertig machen, nur weil ein Gegenstand kaputt geht. Das liegt sowieso in der Natur der Dinge. Sie gehen alle irgendwann kaputt. Eigentlich sind sie dazu da, uns das Leben leichter zu machen und nicht als Belastung!

Danach konnte ich endlich die Einfahrt in den Hafen von Genf genießen.

Wenn du dir einmal wirklich bewusst machst, dass alles endlich ist, auch dein und mein Körper in dieser Form nicht ewig besteht und Gedanken eben nur Gedanken und nicht zwingend Wirklichkeit sind, dann wirst du dich sehr wahrscheinlich dafür entscheiden, dein Leben so angenehm wie möglich zu verbringen.

Ich habe das auf jeden Fall für mich entschieden und das was mich daran hindert, sprich meine negativen Gedanken und Gefühle, die kann der Jet d‘ Au 200 Meter hoch in den Himmel pusten und gerne noch weiter ins All.

Die Spiderweb-App. Ist weiter da und ich freunde mich gerade mit ihr an. Nach einigen Verwirrungen finde ich Plan-les-Quates zu meiner Gastgeberin Karin aus Oberammergau, die mich so sehr verwöhnt, dass ich sprachlos bin und das passiert eher selten.

Nach einem fulminanten Abendessen falle ich todmüde, aber zufrieden ins Bett. Meine Wäsche ist auch gewaschen.

 

Na dann: Bon Nuit

Fotos von heute – Diashow

Diese Diashow benötigt JavaScript.

 

Hinterlasse einen Kommentar