Jakobsweg II – Tag 4 – Donostia/San Sebastian – Zumaia

Jakobsweg II – Tag 4 – Donostia/San Sebastian – Zumaia

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Ich habe meine erste Nacht in einer echten Massenunterkunft im Keller einer Schule gut überstanden. Natürlich hat einer neben mir furchtbar laut geschnarcht, es war irre warm und ich habe mich so eingesperrt gefühlt.

Ich wache so früh auf und und bleib notgedrungen noch liegen, weil es zu bald war zum Aufstehen und alle anderen noch schlafen. Bis 6 Uhr halte ich es aus und dann kann ich einfach nicht mehr. Ich packe im Dunkeln alles in meinen Schlafsack und mache mich in Richtung Waschräume auf.

Irgendwie ist hier alles sehr offen und es gibt wenig Privatsphäre.

Ich beschließe zu duschen, da ich ziemlich verschwitzt bin. Das Wasser ist kalt und der Wasserdruck praktisch nicht vorhanden. Zudem gibt es kein Licht. Irgendwie kriege ich es hin mich fertig zu machen und den Rucksack zu packen.

Ich bin froh als ich draußen bin, gehe nochmal Richtung Strand, um den Weg wiederzufinden und werde mit einem atemberaubenden Sonnenaufgang belohnt und dann genehmige mir erst einmal einen Kaffee und ein Croissant in einer landestypischer Bar.

Das weckt meine Lebensgeister und versöhnt mich.

Es läuft sich ganz gut heute. Der Weg verläuft anfangs auf und ab durch abwechselnd Wald und Farn. Es ist immer noch bewölkt und regnet immer mal wieder ein bisschen.

Viele von denen die mir unterwegs begegnen, habe ich in der Alberge gesehen. Das finde ich ganz schön. Seit Frankreich hatte ich das ja nicht mehr und ich erinnere mich gerne an einige von denen, die ich dort getroffen habe und an das was sie mir mitgegeben haben.

Hier stehe ich ja wieder am Anfang und muss mich erst wieder einfinden.

In Orio gehe ich zunächst in die Kirche, in der zu meinem Erstaunen ein Schiff von der Decke hängt. Danach genehmige ich mir noch einen Kaffee und einen sehr leckeren Kuchen mit Zimt, Nüssen und Karotten. Hmm, die Spanier machen super trockene Kuchen.

So gestärkt läuft es sich doch gleich viel leichter und ich komme flott nach Zarautz. Das Wetter hält sich immer noch bedeckt und hohe Wellen branden an den Strand. Ganz gebannt schaue ich den Surfern zu, die nach der perfekten Welle Ausschau halten und versuchen sie zu reiten.

Das könnte mir auch gefallen.

Überhaupt stelle ich fest, dass ich es schon ganz gerne mag, wenn ein bisschen Nervenkitzel, bei dem was ich tue dabei ist. Auf der Couch hocken und fernsehen ist einfach nix für mich, da werd ich nach ein paar Tagen irgendwie komisch und kann mich selbst nicht mehr leiden.

Auf dem Camino habe ich echte Menschen mit ihren Geschichten um mich, echte Tiere und Pflanze in Hülle und Fülle. Ich beschließe hier meine Mittagspause zu machen und bin etwas genervt von dem Kellner, der ewig braucht, um überhaupt nach meiner Bestellung zu fragen und die Rechnung bringt er mir gar nicht. Irgendwann kommt er nicht mal mehr und sein Kollege ignoriert mich trotz zuwinken gekonnt.

Ich habe keine Lust hier den ganzen Tag zu sitzen.

Nach einer Dreiviertelstunde stehe ich total genervt auf und gehe einfach. So was ist mir ehrlich noch nie passiert. Ich habe ein schlechtes Gewissen. Dann hat das Wetter irgendwann doch ein einsehen und zeigt sich wieder von seiner Sonnenseite und so habe ich doch noch beim verlassen der Stadt den Anblick wie er in meinem Reiseführer zu sehen ist.

Alles strahlt azurblau und ist so perfekt. Der Weg geht am Meer entlang und ich sauge alles beim gehen in mich auf was sich nur bietet; Farben, Geräusche, Gerüche. So könnte es bleiben. Der nächste Ort fällt mir durch seine kleine aber sehr schöne Altstadt mit der imposanten Kirche auf.

Ich möchte aber nicht schon wieder Pause machen.

So laufe ich weiter bis Zumaia und verliebe mich auf Anhieb in die Stadt. Als ich zum Hafen komme laufen gerade die Ruderboote ein, die ich schon von oben, vom Küstenpfad, über den ich gekommen bin, aus gesehen hatte. Ich bin einfach nur beeindruckt.

Der Wellengang im Atlantik ist echt nicht gerade zahm und ich denke mir, dass die Sportler sich ganz schön ins Zeug legen müssen, um da ordentlich Tempo zu machen und das sah echt schnell aus. Auf der Suche nach einem Supermarkt stelle ich fest, dass heute ein Feiertag ist.

Ausgerechnet der vom heiligen Jakob. Wie passend.

So bleibt mir nichts anderes als in der Stadt zu essen. Im Restaurant treffe ich den holländischen Pilger wieder, der mir vorher versucht hatte bei der Suche nach einem offenen Geschäft, zu helfen und wir beschließen gemeinsam zu essen.

Die Speisekarte hat neben jedem Gericht ein Bild und so fange ich an langsam zu verstehen was was ist und muss nicht immer blind bestellen. Das Essen ist hervorragend und gemeinsam machen wir eine Flasche Rotwein nieder.

Er erzählt mir dass er in Portugal angefangen hat und schon in Santiago war und jetzt entgegengesetzt auf dem Camino del Norte läuft. Auch nicht schlecht. Etwas angesäuselt verabschieden wir uns bei Einbruch der Dunkelheit mit Küsschen.

Ich sehe zu dass ich zügig aus der Stadt rauskomme, um mir einen Schlafplatz zu suchen.

Von einem Hügel aus sehe ich die Sonne im Meer versinken und bin wieder mal froh ein Zelt zu haben, auch wenn das blöde Ding echt einen Konstruktionsfehler hat und ständig alles nass ist vom Tau. Da werde ich wohl mal bei der Firma Anfragen müssen, was ich denn falsch mache oder ob das Zelt nur für schönes Wetter gedacht ist.

Ich finde einen Platz auf einer Wiese mit herrlichem Ausblick und schlafe erfüllt ein.

Fotos von heute – Diashow

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