Jakobsweg – Tag 3 – Von Wattenwill nach Schwarzenbach

Jakobsweg – Tag 3 – Von Wattenwill nach Schwarzenbach

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Abendkonzert

Die erste Nacht draußen war ehrlich gesagt nicht ganz einfach für mich. Ich hatte ganz vergessen wieviele verschiedene Geräusche es gibt, die mich aufmerksam bleiben lassen, das Rascheln der Blätter im Wind und die Rufe der unterschiedlichsten Vögel. So hatte ich ein Konzert am Abend und am Morgen.

Außerdem hatte ich unterschätzt wie lange es hell ist und wenn du draußen alleine schläfst, ist die Dunkelheit dein Freund. Gut dass das Zelt sich optimal an die Umgebung anpasst.

Am Morgen bin ich etwas schwer in die Gänge gekommen, meine Schultern tun doch weh von der ungewohnten Last und vom Tau war das Zelt nass, was das verlassen des Schlafsacks nicht erstrebenswert macht.

Allerdings ist so ab halb sieben schon Verkehr auf den Wiesen und Weiden und da ich keine Lust hatte von ortsansässigen Bauern aufgestöbert zu werden, also bin ich halt doch um sieben aufgestanden.

Abhängig vom Wetter

Heute ist für Nachmittag Regen angesagt und so sitze ich in Riggisberg im Tea-Room Steiner und schmiede Pläne für den Tag.

Die Bedienung und ein anderer Gast helfen mir die Wetterkarte in der Zeitung richtig zu lesen und versorgen mich mit ihrem Wissen zur Wettervorhersage.

Ich hatte ganz vergessen wie abhängig ich von Wetter bin, wenn ich draußen lebe.

Müdigkeit

Danach geht es einen Anstieg hoch zur Kirche, dort hole ich mir meinen Stempel und wasche im Waschbecken der Toilette meine Wäsche. Es ist mir ziemlich peinlich, aber ich habe keine Wahl, wenn ich nicht irgendwann stinken will.

Beim Weitergehen Richtung Rüeggisberg merke ich, dass ich ziemlich müde bin und mir der Rücken und die Beine schmerzen. Das viele Gepäck macht sich bemerkbar.

In Rüeggisberg befindet sich eine Klosterruine mit einem Museum. Von dort hat es einen herrlichen Blick über das Tal. Und ich habe ehrlich gesagt kaum einen Blick dafür. Ich will mich einfach nur ein bisschen hinlegen und ausruhen, aber ich nehme mich zusammen und gehe ins Museum und hole mir dort Informationen über Unterkünfte auf dem weiteren Weg und einen weiteren Stempel.

Ich überlege mir ernsthaft, ob ich eine weitere Nacht draußen schlafen will. Es ist Regen angesagt und ich könnte eine Dusche brauchen.

Der Weg zieht sich dahin und meine Füße tun mir immer mehr weh. Endlich finde ich ein schönes Plätzchen am Schwarzwasser. Zunächst hänge ich noch Schlafsack und Zelt zum trocknen auf und lege mich dann völlig fertig auf die Isomatte. Das Rauschen des Wassers wiegt mich sanft in den Schlaf.

Ein Bett und eine Dusche

Im Supermarkt steht auf einmal Tom, mein Bekannter vor mir, bei dem ich vor 2 Tagen übernachtet habe. Was für ein Zufall, er arbeitet hier in diesem Gebäude und er hat es eilig, er arbeitet ja. Das warten an der Supermarktkasse wird zur Tortur und ich frage mich wieso sich alle so viel Zeit lassen; ich will mich nur noch hinsetzen.

Draußen sitzt ich endlich und trinke Socata, Hollunderschorle, herrlich. Ich kann und will heute nicht weiter und ich will in einem Bett schlafen! Also fange ich an die Kontakte, die ich habe abzutelefonieren. Es ist schon nach 6 Uhr, aber ich habe Glück und der 3. Anruf ist ein Treffer. Und so mache ich mich auf den Weg.

Eigentlich kann ich schon lange nicht mehr, aber ich kenne diese Zustände, ich stehe einfach auf und laufe los.

Ich weiß, dass mein Körper das hinkriegt, auch wenn der Kopf schon lange meint, da geht nichts mehr. Das ist nur mein Schweinehund, den ich zu lange gepampert habe, der sich da meldet. Beim pilgern vor 2 Jahren habe ich herausgefunden, dass ich viel mehr kann, als er mich glauben machen will.

Und es lohnt sich. Ich kriege kaum noch was mit außer Dusche und Bett und suche es in der Rheinfolge auf und das wars dann auch für heute.

Fotos des Tages – Diashow:

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2 Antworten

  1. Während du noch schläfst, liebe Tanja, teste ich, wie viele km man auf Asphalt gehen kann, ohne wahnsinnig zu werden. Hat nicht geklappt…Halte durch! Irgendwann ist auch das geschafft 🙂
    Deine Kurzzeitmitpilgerin Annemarie

    • Hallo Annemarie,

      ich hoffe du bist gut in der Provence angekommen und hattest einen tollen Sommer da.
      Mein Weg war sehr intensiv und hat mich als reiche Frau zurückkehren lassen.
      Vielleicht sehen wir uns mal in Franken unserer Heimat.

      Herzensgrüße
      Runa

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